Wahlprüfsteine des Kreissportbundes zur Kommunalwahl 2025

Die Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen am 14. September wirft Ihre Schatten voraus. Viele Wählerinnen und Wähler im Kreis Siegen-Wittgenstein beschäftigen sich bereits mit der Frage, wen sie an diesem Tag wählen. Für uns als Kreissportbund ist es satzungsgemäße Aufgabe, die Interessen der rund 107.000 Sportlerinnen und Sportler aus 440 Vereinen zu bündeln und gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit zu vertreten. 
Aus diesem Grund haben wir die folgenden kurzen Wahlprüfsteine formuliert und an die im Kreistag vertretenen Fraktionen geschickt. Wir möchten den Sportlerinnen und Sportlern in unseren Mitgliedsvereinen auf diese Weise einen Überblick über die künftigen Schwerpunktthemen und Ausrichtungen im heimischen Sport geben.

1. Welche Schwerpunkte sehen Sie im gemeinnützig organisierten Sport in den nächsten Jahren und wie lässt sich ehrenamtliches Engagament aus Ihrer Sicht stärken?

2. Wie schätzen Sie die Situation der heimischen Sportstätten ein und welche Perspektiven sehen Sie hier in den einzelnen Kommunen? 

3. Wir sind der Meinung, dass der organisierte Sport im Kreis Siegen-Wittgenstein als zentrale Anlaufstelle für alle Belange des Sports ein "Haus des Sports" benötigt! Wie stehen Sie zu diesem Projekt und welche Aufgabenbereiche sollten aus Ihrer Sicht Berücksichtigung finden?

Nachfolgend in zeitlicher Reihenfolge die Rückmeldungen der einzelnen Fraktionen:

 

Ingo Langenbach, Landratskandidat Die Linke

Zu 1: Der gemeinnützig organisierte Sport ist schon immer ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft gewesen. Er dient nicht nur der  örperlichen Gesundheit, sondern fördert auch soziale Integration und den Gemeinschaftssinn. Wir unterstützen alle Bestrebungen, den Sport für alle zugänglich zu machen, unabhängig von Herkunft, Einkommen oder körperlichen Voraussetzungen.

Um das ehrenamtliche Engagement im Sport wieder attraktiver zu machen, setzen wir uns für eine bessere finanzielle Unterstützung, die Anerkennung sowie Weiterbildungsmöglichkeiten für ehrenamtliche Trainer:innen sowie Vereinsmitglieder:innen ein. Denn ohne das wertvolle ehrenamtliche Engagement wäre unser Sportangebot hier im Kreis sicherlich nicht zu realisieren. Zudem wollen wir bürokratische Hürden abbauen und die  Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Vereinen und anderen  Organisationen fördern, um gemeinsam nachhaltige Strukturen zu  schaffen, um gemeinsam das Sportangebot im Kreisgebiet stetig weiterzuentwickeln.

Ich bin davon überzeugt, dass eine starke Unterstützung des Ehrenamts im Sport nicht nur die Vereine stärkt, sondern auch das gesellschaftliche Miteinander fördert und somit einen wichtigen Beitrag zu einer  solidarischen und lebendigen Gemeinschaft leistet.

 

Zu 2: Wir sehen die Situation der heimischen Sportstätten als wichtige  Herausforderung für die Zukunft an. In einigen Kommunen besteht die Notwendigkeit, bestehende Anlagen zu erhalten, zu modernisieren und ganz wichtig barrierefrei zugänglich zu machen, um allen Menschen die Teilnahme am Sport zu ermöglichen. Wir sind der Meinung, dass die Kommunen gemeinsam mit Vereinen, Verbänden und Bürger:innen  nachhaltige Konzepte entwickeln müssen. Notwendige Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen von Sportstätten sowie den Ausbau von Sportangeboten in ländlichen Gebieten im Kreis unterstützen wir.

Deshalb ist es unser Ziel, die Entwicklung der Sportstätten in den einzelnen Kommunen aktiv im Kreisausschuss Schule, Weiterbildung, Sport und Integration sowie im Kreistag zu begleiten und zukunftsorientierte  Lösungen zu fördern und gemeinsam mit dem Kreissportbund zu entwickeln.

Ich bin davon überzeugt, dass eine gute Infrastruktur im Sport einen wichtigen Beitrag zu Gesundheit und Attraktivität des Kreises Siegen-Wittgenstein als Lebensmittelpunkt leistet.

 

Zu 3: Wir begrüßen die Idee, im Kreis Siegen-Wittgenstein ein „Haus des Sports“ als zentrale Anlaufstelle für alle Belange des organisierten Sports zu schaffen. Idealerweise kann ein solches Zentrum dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Verbänden, Kommunen und weiteren Akteuren zu stärken, den Austausch zu fördern und die Sportentwicklung im Kreis nachhaltig zu unterstützen. Ich glaube, dass ein solches Zentrum
dazu beitragen kann, den Sport im Kreis noch lebendiger, inklusiver, barrierefreier und nachhaltiger zu gestalten.

Aus unserer Sicht sollten bei der Umsetzung des Projekts folgende Aufgabenbereiche berücksichtigt werden:

  • Vernetzung und Koordination: Das „Haus des Sports“ sollte als Plattform dienen, um die verschiedenen Akteure im Sportbereich besser zu vernetzen, Informationen zu bündeln und gemeinsame Projekte zu entwickeln.
  • Förderung des Ehrenamts: Es ist wichtig, Angebote zur Unterstützung und Weiterbildung ehrenamtlich Tätiger zu schaffen, um die Qualität und Motivation im Sport zu sichern.
  • Infrastruktur und Sportstätten: Das Haus sollte auch eine Rolle bei der Planung, Koordination und Unterstützung bei der Erhaltung und Modernisierung der Sportstätten im Kreis spielen.
  • Inklusion und Vielfalt: Die Förderung eines inklusiven Sports, der alle Bevölkerungsgruppen anspricht, sollte ein zentrales Anliegen sein.
  • Bildung und Prävention: Angebote zur Gesundheitsförderung, Prävention und sportpädagogischer Arbeit können im „Haus des Sports“ integriert  werden.

Andreas Klein, Kreisvorsitzender WerteUnion

Zu 1: Wir setzen uns für eine individuelle Förderung von Projekten im Breitensport ein. Dafür sollten projektbezogene Zuschüsse und Fördermittel auf Antrag unkompliziert bereitgestellt werden.
Das Ehrenamt verdient mehr öffentliche Anerkennung. Neben der jährlichen Sportlerehrung auf kommunaler Ebene halten wir auch eine separate jährliche Ehrenamtsauszeichnung für sinnvoll, um dieses Engagement angemessen zu würdigen und sichtbar zu machen.

Zu 2:  Die Bewertung der Situation heimischer Sportstätten fällt differenziert aus: Positiv hervorzuheben ist der Zustand vieler Fußballplätze, die mit erheblichem Engagement und finanzieller Beteiligung der Vereine modernisiert wurden – einschließlich Kunstrasen und zeitgemäßer Flutlichtanlagen.
Demgegenüber besteht bei Sportheimen und Umkleidebereichen erheblicher Sanierungsbedarf. Hier mangelt es nach unserer Einschätzung an konzeptioneller Planung seitens der Kommunen. Obwohl Vereine Bedarfe melden und teils eigene Planungen vorlegen, fehlt es vielerorts an Umsetzung durch die Verwaltungen. Teilweise werden 50 Jahre alte Sportheime ohne erkennbare Perspektive weiterbetrieben – dies ist auf Dauer nicht tragbar. Eine Übertragung der Verantwortung und Kosten auf die Vereine kann keine Lösung sein.
Zudem kämpfen viele Vereine mit Mitgliederschwund. Die Instandhaltung der Anlagen ist unter diesen Umständen nur mit großem Aufwand und erheblichen finanziellen Belastungen möglich.
Während Sporthallen – auch im schulischen Bereich – in vielen Kommunen mit Fördermitteln energetisch saniert werden, trifft dies leider nicht flächendeckend zu. Auch hier ist die kommunale Politik gefordert, entsprechende Prioritäten zu setzen. Der Kreissportbund kann in diesem Zusammenhang als Interessenvertreter der Vereine eine wichtige Rolle spielen und auf politischer Ebene unterstützend wirken.

Zu 3:  Ein „Haus des Sports“ kann – sofern es gut konzipiert und strukturiert ist – eine sinnvolle und zukunftsweisende Einrichtung darstellen. Als zentrale Anlaufstelle für sportbezogene Belange könnte es sowohl Vereine als auch Kommunen bei organisatorischen und formellen Fragen, insbesondere im Hinblick auf Förderprogramme, umfassend unterstützen.
Als Schnittstelle zwischen Vereinen, Kommunen und Landesinstitutionen wäre es möglich, Synergien zu nutzen und Prozesse effizienter zu gestalten. Neben der Geschäftsstelle des Kreissportbundes könnten auch andere Sportverbände dort vertreten sein.
Mit geeigneten Seminar- und Konferenzräumen könnten sportartübergreifende Fortbildungen, Gremiensitzungen und Kooperationen gefördert werden – alles unter einem Dach und mit kurzen Wegen.
Wir stehen diesem Projekt daher grundsätzlich sehr offen und positiv gegenüber – unter der Voraussetzung, dass Planung und Umsetzung tragfähig, transparent und praxisorientiert erfolgen.

Julian Maletz, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion

Zu 1: Der Sport hat eine verbindende und auch integrierende Wirkung in unserer Gesellschaft. Kein anderes „Hobby“ vereint mehr Menschen in Siegen-Wittgenstein als der Sport. Daher ist es aus unserer Sicht wichtig, dass wir den Vereinen und auch dem Kreissportbund sowie den vorhandenen Stadt- und Gemeindesportverbänden die bestmöglichen Rahmenbedingungen bieten. Der Pakt für den Sport des Kreises ist dabei der Grundpfeiler, auf dem die Arbeit fußt. Dazu gehört Unterstützung bei Fördermittelanträgen, Schulung des ehrenamtlichen Personals in den Vereinen und Hilfestellung bei bürokratischen Hürden. Denn gerade letzteres hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen und hält Vereine auf. Wir wollen das Kreis und der KSB zur zentralen Anlaufstelle für alle Ehrenamtler wird und daher setzen wir uns auch für den (Wieder-)Aufbau der Servicestelle Ehrenamt in der Kreisverwaltung ein.

Zu 2: Die Finanzlage der Kommunen im Kreis ist zu größten Teilen sehr angespannt, dazu kommen maßlos überzeichnete Fördertöpfe von Land und Bund. Das führt dazu, dass nicht so viel Geld in die Sanierung unserer Sportstätten fließen kann, wie wir uns das wünschen würden. Daher erhoffen wir uns durch das Sondervermögen der Bundesregierung eine Möglichkeit, den Investitionsstau im Bereich Schule und Sport anzugehen. Im Rahmen des Kreishaushalts tun wir dabei unser Bestes, die Sportstätten des Kreises bestmöglich zu unterhalten. Damit unsere Kinder auch in Zukunft noch in zeitgemäßen Sportstätten ihren Hobbys nachgehen können, bedarf es eines großen Kraftaktes aller politischen Ebenen.

Zu 3: Die SPD Siegen-Wittgenstein unterstützt den Gedanken eines „Haus des Sports“. Genau diese Anlaufstelle kann die im Pakt des Sports genannten Aufgaben noch effizienter und vereinsnäher bearbeiten und  dabei eine Verbindungsstelle für den Breiten- und Spitzensport in Siegen-
Wittgenstein sein.

Susanne Otto, Landratskandidatin der CDU Siegen-Wittgenstein

Zu 1: Vereinssport ist ohne ehrenamtliches Engagement nicht denkbar. Die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer in den Sportvereinen leisten tagtäglich einen unschätzbaren Beitrag, oft im Hintergrund und ohne große Aufmerksamkeit. Umso wichtiger ist es, dieses Engagement stärker in den Fokus zu rücken und nachhaltig zu würdigen. Ein zentraler Ansatzpunkt sollte die Vernetzung der ehrenamtlich Aktiven im Kreis sein. Nur durch
den Austausch, die gegenseitige Unterstützung und das Teilen von Ideen und Erfahrungen kann das Ehrenamt im Sport zukunftsfähig gestaltet werden. Die Initiative „Sportehrenamt überrascht“ des Landessportbundes NRW leistet bereits einen wichtigen Beitrag, um den Wert des Ehrenamtes sichtbar zu machen. Sie zeigt, wie vielfältig und wertvoll ehrenamtliche Arbeit im Sport ist – und rückt jene ins Rampenlicht, die sich mit großem Einsatz für ihre Vereine engagieren.

Aus meiner Sicht sollte es auf Kreisebene konkrete Wertschätzungsmaßnahmen für Ehrenamtliche geben. Denkbar wären z.B.:

  • Videoportraits oder Podcast-Reihen mit Engagierten aus dem Kreis
  • öffentlichkeitswirksame Ehrungen bei Sportveranstaltungen
  • regelmäßige Austauschformate, auch digital

oder gezielte Kommunikationskampagnen zur Ehrenamtsförderung.

Zu 2: Die heimischen Sportstätten in den einzelnen Kommunen weisen oft Sanierungsbedarf auf. Ich gehe davon aus, dass sich eine Tendenz zu weniger, aber größeren Sportvereinen fortsetzen wird. Zahlen vom Landessportbund NRW besagen, dass sich der Vereinssport in NRW mit rund 5,475 Millionen Mitgliedschaften in knapp 17.300 Vereinen über eine erneute Rekordmarke freut.

In diesem Zusammenhang wird eine gute regionale Vernetzung der Akteure immer wichtiger. Nicht jede Kommune kann – und konnte bereits in der Vergangenheit - das vollständige Spektrum an Sportangeboten eigenständig aufrechterhalten, wie es sich beispielsweise bereits besonders im Bereich des Schwimmsports zeigt.

Nicht jede Kommune wird alle Sportangebote aufrechterhalten können und kann es schon jetzt nicht, z.B. im Schwimmsport.

Daher gewinnen infrastrukturelle Fragen zunehmend an Bedeutung, zum Beispiel: Wie können Kinder und Jugendliche auch Sportangebote in den Nachbarkommunen wahrnehmen?

Das zielt sowohl auf Aspekte der Mobilität als auch der Kooperation zwischen den Städten und Gemeinden ab.

Angesichts der angespannten öffentlichen Haushaltslage ist eine enge interkommunale Zusammenarbeit im Kreis Siegen-Wittgenstein notwendig. Das betrifft auch Fragen im Hinblick auf notwendige Sanierungsarbeiten an bestehenden Sportstätten.

Insgesamt betrachtet ist es auch entscheidend, dass bestehende Förderprogramme bekannt, genutzt und zielgerichtet beantragt werden. Eine Fortsetzung beispielsweise des Landesprogramms „Moderne Sportstätte“ ist wünschens- und erstrebenswert.

Zu 3: Ein Haus des Sports als zentrale Anlaufstelle ist grundsätzlich zu befürworten. Denn der Sport steht vor einer Reihe von Herausforderungen u.a.: Sanierungsbedürftige Sportstätten, die Gewinnung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern. Hinzu kommen gestiegene Anforderungen an die Vereine, etwa in den Bereichen Jugendschutz, Gewaltprävention, Prävention von sexuellem Missbrauch, Erstellung von Schutzkonzepten, Inklusion, Nachhaltigkeit und bei der Akquise von Förderprogrammen.

Vor diesem Hintergrund müssen wir uns eine zentrale Frage für die Zukunft stellen: Wie soll sich der Sport, sowohl der Breiten- als auch der Leistungssport im Kreisgebiet weiterentwickeln? Es gilt, Kräfte zu bündeln, Netzwerke auszubauen, Synergieeffekte zu nutzen und gemeinsam Strategien zu entwickeln.

Ein Haus des Sports könnte hierfür ein zentraler Anlaufpunkt werden. Dort könnten der Kreissportbund sowie Geschäftsstellen von Fachverbänden ihren Sitz nehmen; ergänzt durch Seminar- und Konferenzräume. Auf diese Weise entstünde ein Ort des Austauschs und der Zusammenarbeit – mit kurzen Wegen, gebündeltem Wissen und verlässlichem Serviceangebot.
Die Idee, zunächst mit einem virtuellen Haus des Sports zu starten, wird von mir begrüßt. Sie ermöglicht einen pragmatischen Einstieg in eine zukunftsweisende Struktur für den Sport im Kreisgebiet.