Alle Sportarten unter einem Dach im "Haus des Sports"

Wie lassen sich die Herausforderungen im ehrenamtlich organisierten Sport künftig effizient bewältigen? Wie werden gemeinnützig getragene Vereine “fit für die Zukunft”? Wie bekommen Sportlerinnen und Sportler in  Siegen-Wittgenstein auch in Zukunft bestmögliche Voraussetzungen für ihren Sport? 

Diese und viele weitere Fragen beschäftigen derzeit den Kreissportbund Siegen-Wittgenstein und die Sportfachverbände, die noch enger zusammenarbeiten wollen als bisher. In einem ersten Treffen haben sich KSB und die Fachverbände bereits über das grobe Vorgehen abgestimmt.
Die Idee ist nicht weniger als ein eigenes “Haus des Sport”. Zunächst virtuell, irgendwann einmal als reales Gebäude soll es die Interessen aller Sportarten zwischen Wunderthausen und Wahlbach, zwischen Büschergrund und Banfe bündeln und den 106.000 Sportlerinnen und Sportlern in den knapp 440 Vereinen des Kreises noch mehr Gehör verschaffen als bislang.

“Ein Haus beginnt immer erst mit einer Idee, mit einem Plan”, so KSB-Vorsitzender Falk Heinrichs, der die Vision jetzt erstmals in der Runde der Landtags- und Bundestagsabgeordneten vorstellte - und dort zumindest auf Interesse stieß. Das Fundament bildet nicht nur die eigene Satzung, nach der der Kreissportbund dafür Sorge eintreten soll, dass allen Vereinsmitgliedern “Sport unter zeitgemäßen Bedingungen” ermöglicht werden soll. Hinzu kommt die strategische Ausrichtung des Landessportbundes NRW im Rahmen der so genannten Dekadenstrategie. Seit voriger Woche gibt zudem der neuen Koalitionsvertrag im Bund die gleiche Marschroute vor, der den gemeinnützig orientierten Sport in vielerlei Weise nach vorne bringen will.

“Wir stehen im Sport vor einer Reihe von Herausforderungen”, erläutert Heinrichs. “Marode Sportstätten, fehlende Übungsleiterinnen und Übungsleiter sind inzwischen trauriger Alltag.” Hinzu kommen weitere Anforderungen an die Vereinsvorstände im Hinblick auf den Kinder- und Jugendschutz, Gewaltprävention, Inklusion, Nachhaltigkeit und bei der Akquise von Förderprogrammen. Nicht zuletzt gehe es auch um informellen Sport wie Radfahren, Reiten oder Laufen sowie die Entwicklung des Leistungssports, der im Kreis Siegen-Wittgenstein allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt.

“Wenn weiterhin jeder alleine vor sich hin werkelt, bleiben wir im Startblock stehen”, macht Heinrichs deutlich, auch stellvertretend für die Fachverbände wie den Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen oder den Siegerland Turngau. Wichtig sei für ihn, die Interessen und Kräfte aller Sportarten und Fachverbände zu bündeln, Synergien zu schaffen und die Vereine fit für die Zukunft zu machen - “und zwar unter einem Dach”.

Was heißt das konkret? Derzeit gibt es noch so manche Doppelstruktur. Im Qualifizierungsbereich etwa werden oft Aus- und Fortbildungen verschiedener Bünde, Verbände und anderer Institutionen angeboten - mit gleichem Inhalt. Sportler wissen oft gar nicht, an wen sie sich mit einer Frage oder einem Problem wenden sollen. Absprachen unter den Fachverbänden und dem KSB als sportartübergreifender Institution mit einer professionellen Struktur sind kaum möglich. “Hier wollen wir ansetzen und gemeinsam mit allen Beteiligten schauen, wie wir uns bestmöglich vernetzen können”, so der KSB-Chef weiter. Am Ende sollen alle profitieren - von kurzen Wegen, vom Know-How der anderen, von stabilen Strukturen der Sportfamilie unter einem Dach.
Ob das “Haus des Sports” dann ein virtuelles Konstrukt bleibt oder sich tatsächlich irgendwann einmal in den Siegen-Wittgensteiner Himmel streckt, bleibt natürlich abzuwarten. Aber am Anfang steht ja erstmal die Idee.